Konzept und Geschichte



2006-2010


Die als Skulpturenpark Berlin_Zentrum bekannte innerstädtische Brachfläche umfasst etwa 5 Hektar und beherbergt verschiedene künstlerische und kulturelle Aktivitäten. Das Gelände ist teilweise eingezäunt und wird mangels Bautätigkeit seit mehr als zwanzig Jahren für eine begrenzte Freizeitnutzung genutzt - als Hundeauslauf, Picknickplatz und Spielplatz, mit Wegen für gemütliche Spaziergänge und Abkürzungen. Umgeben von sechs- bis achtstöckigen Wohn- und Bürogebäuden wirkt der Skulpturenpark wie eine städtische Bühne, auf der sich regelmäßig spontane und inszenierte Szenen vor einem unbestimmten Publikum abspielen. Er ist mosaikartig aufgeteilt und besteht aus 62 Parzellen, die verschiedenen Eigentümern gehören. Der Skulpturenpark wird von dem gemeinnützigen Verein KUNSTrePUBLIK e.V. verwaltet. Das Künstlerkollektiv verhandelt mit den Grundstückseigentümern je nach Projektbedarf oder rechtlicher Notwendigkeit über Genehmigungen. Die folgenden thematischen Ausstellungsreihen wurden in Zusammenarbeit mit einem wechselnden Kuratorenkomitee realisiert: Bestandsaufnahme, Parcella, Spekulationen, Landreform und Wunderland. Der Skupturenpark war 2008 auch Gastgeber der 5. Berlin Biennale und hat seitdem weltweit Ausstellungen und ortsspezifische Workshops organisiert.

Der Skulpturenpark Berlin_Zentrum unterläuft und erweitert die historischen Vorstellungen von einem "Skulpturenpark". Die Integration von Objekten in eine kultivierte Parklandschaft, in der Tradition von Freilichtmuseen, wird durch prozessorientierte Aktivitäten ersetzt, die durch soziale, historische und gesellschaftliche Kontexte sichtbar gemacht und verhandelt werden. Eingeladene Künstler setzen sich mit der spezifischen Situation des Ortes auseinander und initiieren künstlerische Interventionen, Situationen und Zeichen. Die historische und aktuelle Bedeutung des Geländes wird so einer ständigen Neuinterpretation und Diskussion unterzogen, ohne dass sein grundlegender Charakter als offener Stadtraum beeinträchtigt wird.


GESCHICHTLICHER HINTERGRUND (ca. 1237 - heute)


Der Skulpturenpark Berlin_Zentrum befindet sich direkt hinter dem Spittelmarkt, südwestlich der Fischerinsel, die das südliche Ende der Spreeinsel bildet. Als Berlin vor rund 750 Jahren gegründet wurde, lag das Gelände des Skulpturenparks unmittelbar vor den Stadtmauern der Schwesterstadt Cölln. Die Verlassenheit des Geländes wurde im 17. Jahrhundert noch verstärkt, als Berlin zur kurfürstlichen Residenzstadt wurde und die Stadtmauern durch Befestigungsanlagen ersetzt wurden. Eingebettet zwischen den Stadttoren, dem Cöpenicker Thor und dem Leipziger Thor, lag das Gebiet vor dem "Goltzer Bollwerk", das heute von der Seydelstraße und der Neuen Grünstraße flankiert würde. An der Außenseite dieser alten Schanze verläuft die Alte Jakobstraße; der Name der nahen Wallstraße zeugt von dieser Geschichte. Mit der Machtübernahme Preußens wurden Kasernen errichtet und das eher ländliche Gebiet des Skulpturenparks vor allem vom Militär genutzt. Bis 1780 siedelten jedoch rund 8.800 bürgerliche Bauern auf dem Köpenicker Feld", das 1802 in Luisenstadt" umbenannt wurde.

Infolge des Bevölkerungsbooms während der Industrialisierung des frühen deutschen Kaiserreichs in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden die verbliebenen Freiflächen der Stadt mit blockartigen Mietshäusern bebaut. Nachdem 1867 die alten Festungsmauern geschleift worden waren, erlangte die nordwestliche Ecke der Luisenstadt, die an die Friedrichstadt grenzt, den Ruf eines "schlechten Viertels". Um 1900 zählte das Arbeiterviertel mehr als 300.000 Einwohner und war eines der bevölkerungsreichsten Viertel Berlins.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde die dichte Wohnbebauung fast vollständig zerstört. Das Gebiet wurde bald zur Grenze zwischen dem amerikanischen und dem russischen Sektor. Im Jahr 1961 wurde die Berliner Mauer errichtet. Die verbliebenen Trümmer wurden beseitigt und das Gelände des Skulpturenparks wurde zu einer militarisierten Zone, die Ost und West trennte.

Nach dem Abbau der Mauer im Jahr 1990 kam es aufgrund unklarer Eigentumsverhältnisse zu einem demografischen "Stillstand". Der Streifen wurde als "wilder" Parkplatz und Mülldeponie genutzt. Schließlich wurden die verschiedenen Grundstücke im Skulpturenpark an ihre ursprünglichen Eigentümer oder deren Erben zurückübertragen, was bis 2007 so blieb.

Mitte der 1990er Jahre geraten die Freiflächen im Zentrum Berlins in den Fokus der Immobilienspekulation, doch in der anfänglichen Euphorie um die neue Hauptstadt schätzen viele Investoren den Markt falsch ein. Während die anfänglichen Grundstückswerte des künftigen Skulpturenparks in die Höhe schießen, gerät die New Economy in eine Krise, die eine rasche Entwertung der Immobilien und eine wirtschaftliche Stagnation nach sich zieht. Auch die prominenten Kieze Mitte und Kreuzberg wachsen nicht so schnell zusammen wie geplant. Mit Ausnahme des "Stallschreiber-Blocks", der südlichen Hälfte des Skulpturenparks, befinden sich alle anderen Grundstücke in Privatbesitz. Seit Ende 2007 hat sich die Bau- und Immobilienbranche wieder erholt. Im Jahr 2009, fünfzehn Jahre nach dem ersten Neubau, wird der zweite Neubau der letzten 100 Jahre errichtet: ein gemischt genutztes Büro- und Wohngebäude. Zwei Jahre später ist die gesamte Nordhälfte des Skulpturenparks im Bau.

Eine ausführlichere Darstellung und Fotos der Geschichte, der Projekte und der städtebaulichen Einbindung des Skulpturenparks finden Sie im Katalog Skulpturenpark Berlin_Zentrum bei der Buchhandlung Walther König in Deutschland oder weltweit bei Amazon.de.


About



Directors


Matthias Einhoff
Philip Horst
Harry Sachs
Until 2010: + Markus Lohmann, + Daniel Seiple


SKULPTURENPARK BERLIN_ZENTRUM


ZK/U - KUNSTrePUBLIK e.V.
Siemensstr. 27
10551 Berlin
http://www.skulpturenpark.org